Phase 1 Langeweile und Müdigkeit
Die ersten fünf Tage sind Phase 1. In dieser Zeit werden sie durch einen Arzt, den Krankenschwestern oder Pfleger betreut. Sie erhalten über einen Zeitraum von ca. 7 - 9 Stunden Infusionen mit den
Bestandteilen der Chemotherapie und allen erforderlichen zusätzlichen Medikamenten.
Durch die erwähnten Mittel gegen Übelkeit, die hervorragend wirken, ist in dieser Zeit die Warterei schlimmer, als irgendwelche Nebenwirkungen.
TIP: Bücher, ein Laptop zum Arbeiten, Musik oder CD-Bücher mit Kopfhörer etc. sind da immer ein guter Begleiter!
Ab dem dritten Tag beginnen die Medikamente aufzulaufen, das heißt, dass im Körper ein Sättigungsgrad erreicht wird. Man fühlt sich möglicherweise nicht mehr ganz so frisch, schläft öfter mal ein
Weilchen und am Abend zu Hause ist man auch nicht mehr ganz so fit.
Am vierten und fünften Tage reduzieren sich bei manchen zusätzlich Appetit und Durst. Durst wird wegen der großen Menge an Flüssigkeit, die mit den Infusionen einhergehen, ohnehin kaum
empfunden.
Doch, Trinken ist wichtig, weil sie in Phase zwei wieder sehr viel Flüssigkeit aus dem Körper abgeben. Falls sie keine Lust auf feste Nahrung haben, probieren
sie Suppen mit oder ohne Einlage. Diese ergänzen sowohl den Mineralstoffhaushalt als auch die Flüssigkeitszufuhr, sind also gesund und besonders gut verträglich. Auf die Ernährung gehe ich noch
gesondert ein.
TIP: Trinken sie viel Wasser. Kaffee und Schwarztee oder Coke sind nicht empfohlen! Ob sie kohlensäurehaltige Getränke oder Fruchtsäfte vertragen, müssen sie
selbst ausprobieren. Dazu trinken sie einen kleinen Schluck, von dem was sie trinken wollen und warten ca. 5 Minuten wie ihr Magen reagiert. Wenn sie nichts Negatives bemerken, können sie in kleinen
Schlucken weiter trinken.
Phase 2 Erschöpfung und Wirkung
Phase zwei sind die Tage 6 bis 10 im Zyklus. Am sechsten und siebten Tag ist die Chemotherapie komplett aufgelaufen. Der Körper arbeitet jetzt auf Hochtouren daran, die Krebszellen wegzuschaffen, die
bereits ein Fall für die Kanalisation geworden sind. Auch sind die Nieren und der Darm dabei den Körper zu entgiften, das kann sehr anstrengend sein. Man merkt das vor allem daran, dass man unendlich
oft zum Pinkeln gehen muss. Oft bis zu einmal in der Stunde und das in Mengen, die man nur vom dreistündigem Besuch im Bierzelt kennt.
Ich habe mich Interessehalber an den Tagen 6 – 8 auf die Waage gestellt und bis zu 3,5 Kilo an Gewicht verloren. Alles Flüssigkeit, die man über die Nieren und den Darm abgibt.
Das hat zum Ergebnis, dass viele am Tag 6 und 7 die meisten Nebenwirkungen haben, wie völlige Schlappheit, Übelkeit oder auch gelegentlich Erbrechen.
Ein verantwortungsvoller Arzt, der gewohnt ist Hodenkrebspatienten zu betreuen, wird Ihnen von vorneherein entsprechende Medikamente mit nach Hause geben. Das sind Ondansetron (Zofran) und
Dexamethasol (Dexahexal), die - je nach Hersteller - auch anders heißen können. Die Medikamente sind dann natürlich in Tablettenform. Oft bekommt man auch noch Paspertin oder MCP mit. Beides enthält
den gleichen Wirkstoff Metochlopramid. Auch Omeprazol wird gelegentlich noch verschrieben.
Mit diesen Medikamenten ist man für diese beiden Tage wohl gerüstet.
Am achten Tag erhält man dann den Wochennachschub Bleomycin, ebenfalls per Infusion, was meist eine kurze Angelegenheit ist. Es wird zusätzlich Antiemese (Kotzbremse) gegeben, was die Verträglichkeit
sehr erhöht. Bei den meisten Mitpatienten die ich gesprochen habe, ist dieser Nachschub im zweiten Zyklus in der Nebenwirkung am deutlichsten wahrnehmbar. Mein Arzt meinte dazu einmal: "Tja, das
Bleomycin ist manchmal ein rechter Wirbelwind!“
Interessant ist, dass man die Nebenwirkung nicht wirklich vorhersagen kann. Aber sie ist eben wie ein Wirbelwind von kurzer Dauer. Manchmal am selben Tag noch mit Schüttelfrost und/oder Fieber, oder
am Tag darauf ein Erkältungsschub oder man fühlt sich zwei Tage wie bei einer Grippe. Auf diese Nebenwirkungen kann man ganz gut auch mit Hausmitteln reagieren, es sei denn die Fiebergrenze – die vom
Arzt festgelegt wird – ist überschritten. Dann wird noch - meist mit Paracetamol – entgegengewirkt. Paracetamol gibt es auch in Zäpfchenform, das ist besonders hilfreich, falls der Magen
angeschlagen sein sollte.
Nach dem Ausklang dieser sehr individuellen – für manche harmlosen – Nebenwirkungen, kommt dann eine regenerative Phase.
Phase 3 Willkommene Pause
Die Meisten erholen sich in diesen Tagen recht gut. Man kommt wieder zu Kräften, das Essen fängt wieder langsam zu schmecken an. Die Nebenwirkungen und die Erschöpfung weichen fast vollständig.
Einige sind sogar in der Lage längere Spaziergänge oder ganz leichten Sport zu treiben. Nützen sie diese Zeit, um sich zu erholen, so gut es geht.
Jeden Tag wird es etwas besser, manchmal vielleicht auch etwas weniger gut, aber das geht vorbei. Manche berichten von einer ganz leichten Übelkeit, die sie auch an diesen Tagen begleitet. Was man
dagegen tun kann, beschreibe ich im Kapitel „Nebenwirkungen“.
Phase 4 Wirbelwind, Ja oder Nein ?
Hier kommt wieder Bleomycin zum Einsatz, wie auch schon während Phase 1 und 2. Meist sind jedoch - vermutlich durch die Erholung in Phase 3 - die Nebenwirkungen nicht annähernd so heftig bis
unauffällig und daher leichter zu ertragen.
Phase 5 Zeit zum Chillen (abkühlen)
Verläuft in der Regel ähnlich der Phase 3. Man hat also Zeit für Erholung und die innere Vorbereitung auf den nächsten Zyklus. Das ist vor allem für jene wichtig, die mehr als 2 Zyklen verordnet
bekommen. Tun sie etwas, dass ihnen gut tut und Spaß bereitet.