Menschen, die einen begleiten

Damit sind sowohl alle Familienmitglieder, als auch Lebensgefährten und Freunde gemeint. Für jemand der selbst keine Chemotherapie erlebt hat, ist es sehr schwer, bis unmöglich, sich vorzustellen, was man als Chemopatient durchzustehen hat.


Manche Männer neigen dazu Befindlichkeiten runter-, andere wiederum sie hinauf zuspielen. Wo befindet sich also nun mein Mann oder Freund wirklich, der gerade in der Therapie ist. Ist er nur maulig oder schlecht aufgelegt, unwirsch, ungerecht oder einfach nur mies drauf?

Wie bewerte ich seine Antriebslosigkeit oder den Schwächeanfall von eben, sein Leiden?

Wie gehe ich gleichzeitig mit meiner Belastung um, die ich als Angehöriger in dieser Situation - mit allen Sorgen - zu tragen habe?

Vier Dinge gibt es hier zu beachten:

Erstens:
Glauben sie dem Patient. Er durchsteht eine ganz besonders schwere Zeit, in der er auf Hilfe, Verständnis, Zuneigung und Nähe angewiesen ist.

Aber geben Sie ihm nur so viel wie er davon ertragen kann. Manch einer vergräbt sich lieber unter der Decke, ein Anderer hat gerne jemanden um sich.
Würdigen sie bitte seine Wünsche, auch wenn sie sich manchmal plötzlich ändern.

Wenn es einem so schlecht geht, ist man sehr leicht  in sich gekehrt und sieht nur die eigene Welt des Erlebens.

 

Aber !
Kümmern Sie sich auch um Ihren Energiehaushalt. Es gibt Begleiter, die sich bis zur eigenen Erschöpfung aufopfern. Damit ist Niemanden geholfen. Sorgen sie für Ausgleich durch Sport, Freunde treffen etc., einfach das, was Ihnen gut tut. Danach haben Sie dann auch wieder Kraft für Ihren Mitmenschen.

 

Zweitens:

Reden sie miteinander!
 

Informieren sie ihre Begleitpersonen, ihre Freunde und Verwandten über ihren Zustand, den Verlauf ihrer Therapie und ihre Wünsche.

Nur so kann eine Atmosphäre der gegenseitigen Wertschätzung und Rücksichtnahme entstehen, die allen hilft. Ich habe allen meinen Freunden von meiner Erkrankung erzählt und war überwältigt von der echten Anteilnahme, Hilfe und Rückenstärkung die ich von den meisten erfahren habe. Oft da, wo ich sie am wenigsten erwartet hätte. Allein dadurch habe ich zwei wesentliche Hilfen bekommen, die meine Therapie positiv beeinflusst haben. Siehe dazu auch meine Briefe.

 

Drittens:
Schauen sie immer nach vorne und denken sie positiv. Es hilft dem Patient nicht, der gerade mit seiner Übelkeit kämpft, wenn man ihn immer wieder fragt:

"Ist Dir wieder schlecht?"

Auch ein Rückblick auf die letzten schweren Tage ist nicht hilfreich. Vielmehr hilft es, nach vorne zu schauen, Pläne zu schmieden und festzustellen, was man im nächsten Zyklus noch verbessern kann, um das Wohlbefinden zu erhöhen.

Die meisten Zykluspatienten berichten, dass jeder weitere Zyklus ein wenig leichter war. Das hängt sicher zum einen mit der Gewöhnung, zum anderen aber mit der Lernerfahrung zusammen, die man macht.


Viertens:
Als Patient, wenn sie einen besseren Tag haben -  denn auch die wird es geben – dann wechseln sie mal die Blickrichtung und erkundigen sie sich nach dem Befinden ihrer Partnerin oder Frau. Auch sie hat ihre Sorgen und Probleme und hält sich vielleicht aus Rücksicht damit zurück.

Eine Zeit wie diese ist für alle Beteiligten sehr schwer. Es ist zudem eine Chance sich näher zu kommen und miteinander an der Herausforderung zu wachsen.